Wie Räder ineinander greifen – oder -
Wenn ein Schieri richtigen, ehrlichen Beifall kriegt
Wer ein Beachsoccer-Turnier plant, kann sich noch so viel Mühe geben – es gehört auch Glück dazu. Das Wetter muss passen und die Wahl der Schiedsrichter erfordert ein glückliches Händchen. Übers Wetter muss nicht mehr geredet werden, es war einfach bombastisch, über den Schieri schon. Erst 14 Tage zuvor hatte man Mehmet Kunc in Natendorf überredet, auch einmal an die Usedomer Küste zu kommen. Vielmehr als Gastfreundschaft hatte man dabei nicht versprochen. Mehmet kam aus seiner Heimat Bremen, was nicht gerade um die Ecke liegt.....
Als dann am Sonntag sich die Veranstaltung dem Ende neigte, war der Namen eines Schiedsrichters in aller Munde. Von allen acht Mannschaften gab es Lob und Schulterklopfen für den Unparteiischen, der zuvor alle Männerspiele leitete. Er brachte sie nicht nur über die Bühne, sondern glänzte in allen Beziehungen. Bei Siegerehrungen bekommen Schieris den gewohnten Beifall, wobei man die Hände (meist) kaum hörbar ineinander legt. Mehmet bekam einen richtigen, ehrlich gemeinten Applaus, der ihm (wahrscheinlich) auch eine Gänsehaut bescherte. Der Verfasser dieser Zeilen ist 45 Jahre lang in Mannschaftssportarten in verschieden Leistungsstufen unterwegs – eine solche Reaktion auf die Leistung eines Schiedsrichters von rund 100 direkt betroffenen Fußballern hat er noch nicht erlebt – und Mehmet selbst auch nicht. Beeindruckend, wenn Kicker, die meist auf sich selbst fixiert sind und Emotionen nur für sich in Anspruch nehmen (egal, ob auf Rasen oder Sand) ihren „Ruhm“ teilen. Es ist bezeichnend, dass Mehmet nur eine gelbe Karte zog – und diesmal der Spieler von allen anderen dafür verantwortlich gemacht wurde. Der Ruf aller nach einem Mannschaftsfoto zwang Mehmet zum letzten Sprint... Er kam als (fast) Fremder und ging als Teil der Hohensee-United-Familie – weil er zahlreiche Gespräche auch außerhalb des Platzes führte und bei Auf- und Abbau wie selbstverständlich mit anpackte, Leistung inklusive...
Denn nur auf Glück kann man nicht setzen, will man ein Turnier wie den Beachsoccer-Cup Karlshagen in den Sand setzen. Sicher haben sich nach den ersten drei Auflagen so einige Abläufe eingespielt, dennoch ist und bleibt es eine Herausforderung, die – um es vorwegzunehmen - Hohensee United noch nie so gut gemeistert hat.
Schließlich sind es die ausschließlich nur die Mitglieder von Hohensee United, die sich um die Großen- und die Kleinigkeiten kümmern. Wann die Vorbereitungen beginnen? Diese Frage ist müßig, denn na klar werden Konzepte geschmiedet, Ideen geboren, Hirngespinste ausposaunt – zu jeder Zeit des Jahres. Donnerstags wird es dann konkreter, wenn Ideen und Waren auf dem Sportplatz Karlshagen zusammengetragen werden. Dort stehen schon Bierwagen und Bäring-Hänger, die ersten Gäste kommen; die ersten Fragen auch: Wo kommen die drei Dixies her? Karlshagen-Mike (das ist ein Hohenseer!) denkt: Spitze, die Hohenseer - die Hohenseer grübeln: Wie kriegen wir die an den Strand? Erst später stellt sich raus: Die gut 100-Mann starke Abordnung des SV Merkur Kablow-Ziegelei, die kostenlos Zelten darf, war selbständig tätig.... Egal, die Wiedersehensfreude ist herrlich, die Vorfreude in den Augen der Brandenburger Stammgäste lesbar.
Freitag früh, 7 Uhr, Regen auf Usedom. Trotzdem geht es los: Der Gemeinde-Traktor kommt. Man teilt sich auf. Die eine Hälfte belädt im Stadion, die andere schafft sich am Strand. Übrigens: Erst, als das erste Zelt steht, ist der Regen vorbei. Das hebt die Stimmung. Nach und nach wachsen drei Zelte, Musikanlage, Versorgungsstände und die zwei Spielfelder aus dem Boden - der Strom kommt. Alles keine Selbstverständlichkeiten an einem Strandabschnitt, der wegen seiner Breite und seiner Eieruhr-Beschaffenheit zu den Besten gehört. Aber die Meter müssen gemacht werden – Kablower haben sich in die United-Gemeinschaft längst eingereiht. Und: Die HSU-Mitglieder machen`s; lächelnd, weil in Freundschaft verbunden. Es entsteht ein Beachsoccer-Areal, das es an der Küste nirgends gibt (und Vergleiche darf man den erfahrenen Strandfußballern zutrauen). Natürlich ist es schon abends geworden, schnell noch ne Pizza....
Selbstredend beginnt auch der Sonnabend früh – früher als der Bäcker die Brötchen bringt. Die Anlage füllt sich, alle kommen, es geht los... Der Platz reicht nicht, um alle Ereignisse, Gegebenheiten, Aktionen aufzuzählen. Nur der Fakt ist erwähnenswert: Hohensee United ist als Marke präsent. Neu-Evy schneidet neben den erfahrenen Schwestern (NUR das Schneiden ist gemeint) Corinna und Julia fette Melonen auf, am Bierwagen lächelt die ranghöchste Bundespolizistin die Gäste an, Lukas, Claudi und Mandy bekämpfen die bierdürstende Schlange, die FSV-Männer am Grill drehen auch 700 Würste – na und die Schmink-Mädels um Nicole, Nina und Cindy haben bislang noch nicht nur jedes Kind zum Lachen gebracht. Katja legt die Kamera auch nicht weg – und so lässt sich die Liste weiterschreiben. Hervorzuheben noch die artigen Kinder, denn keine Mutti kommt allein. Nicht Monique mit Mini-Finja und auch nicht Anne mit Ole.
Die HSU-Gemeinschaft nennt sich nicht umsonst Familie. Alle Trikot-Träger haben dabei natürlich auch ihre Aufgaben, Leitungsmitglieder sowieso – außerhalb des eigentlichen Kickens. Mittlerweile selbstverständlich. Nein, nicht selbstverständlich, einfach so.
P.S. Turniersieg hin oder her. Hohensee United will mit dem Beachsoccer-Cup Karlshagen nur zeigen, was in dieser Sportart möglich ist – und was ein Verein leisten kann. Gern dürfen andere Teams die Pokale erobern; jedenfalls in Karlshagen, denn sportlicher Ehrgeiz soll keinem abgesprochen werden, auch wenn das an diesem Wochenende nicht das Hauptargument ist. UND: Natürlich gibt es auch einen Abbau, der sich am Sonntag wie ein Kaugummi bis in die Nacht zieht. Auch diesmal mit Regen. Es gibt auch einen Montag; die Sachen müssen wieder geordnet, Zelte getrocknet, Banner verpackt werden. Aber angesichts der erdrückenden Ereignisse der zurückliegenden Tage ist das nicht mehr der Rede wert. Schließlich hatte man auch Glück: Mit dem Wetter und mit Mehmet und als Teil von Hohensee United.